Pünktlich am Freitag 9:15 Uhr klingelte Udo an meiner Tür und holte mich ab. Wir kletterten in den berühmten, bis unter die Decke vollgepackten "Carcassonne on Tour"-Transporter und los ging es in Richtung Limbach..
An dieser Stelle sollte ich vielleicht erst mal einflechten, was es mit dem "Tag der Sachsen", in dessen Rahmen dieser Weltrekordversuch stattfindet, überhaupt auf sich hat. Der "Tag der Sachsen" ist die größte kulturelle Veranstaltung in Sachsen, die einmal im Jahr stattfindet. Sachsen besitzt sehr viele Kleinstädte (jeweils 6.000 bis 20.000 Einwohner) Jedes Jahr ist eine Stadt in Sachsen Ausrichter dieses Festes. Man muss sich ein paar Jahre vorher als Ausrichter bewerben und erhält dann den Zuschlag. Auf diesen Festen, deren Schirmherr der Freistaat ist, stellen sich Hunderte von sächsichen Vereinen vor, präsentieren sich die Parteien im Freistaat, zeigen Handwerker und andere Berufe ihre Arbeiten, auf vielen Bühnen treten Künstler und bekannte Gruppen auf, alles gesäumt von unzähligen Buden und Ständen, die sich um das leibliche Wohl der Gäste bemühen.
An den drei Tagen, an denen das Fest stattfindet, fallen Hunderttausende an Besuchern über die Kleinstadt her. Es herrscht dann sozusagen Ausnahmezustand in der jeweiligen Ausrichterstadt. Was das für eine solche Stadt bedeutet, kann man nur erahnen, die logistische Herausforderung ist riesig. Stadtverwaltung und unzählige Helfer aus Vereinen, Schulen, Freiwilligen Feuerwehr und Bürgern bereiten akribisch und geduldig alles vor. Der sprichwörtliche sächsische Fleiss tut ein Übriges, um das Fest jedes Jahr zu einem Highlight werden zu lassen. Es ist jedesmal gigantisch, was da abgeht. Alles wird von einem gewaltigen Medienrummel im Vorfeld begleitet, so auch dieser Weltrekordversuch, der hohe mediale Aufmerksamkeit genießt. Auch wird der Landtagspräsident (nebst Gefolgsmännern, hihi) unseren Event besuchen und wie es heißt, wohl auch mal zum Würfel greifen.
Aber zurück zum Kleintransporter, der sich ja immer noch auf dem Weg nach Limbach-Oberfrohna befindet. In Limbach angekommen ist alles noch ruhig, benötigen wir als erstes eine Vignette, die am Fahrzeug angebracht, uns freie Fahrt bis zu unserem Zelt, in welchem der Weltrekordversuch stattfinden wird, gewährleistet (es gibt ein striktes Fahrverbot für alle Fahrzeuge an diesen Tagen, deshalb diese Vignette, die Mitwirkende erhalten).
Nach Betreten des Zeltes verschlägt es uns erstmal den Atem. Fleißige Helfer aus der Stadtverwaltung, haben bereits über 125 lange Tische nebst Bänken aufgestellt. Und das Zelt ist riesig:
Als erstes haben Udo und ich alle Kisten aus dem Auto ins Zelt geschleppt und in der Nähe des Einganges abgestellt. In einer Ecke wird daraus u. A. der gewohnte "Carcassonne on Tour"-Stand entstehen. Was uns noch fehlt, sind die Spiele, Preise und das Werbematerial für den Weltrekordversuch. Das alles lagert in einer Garage der Stadtverwaltung auf zwei riesigen Paletten. Das gilt es nun abzuholen. Dort angekommen, müssen wir erstmal feststellen, dass alles verschwunden ist. Eigentlich wäre das der erste Grund, etwas zapplig zu werden. Aber wie man uns berichtet, hatte das Organisationsbüro bereits ein paar Leute losgeschickt, um uns das Material zum Zelt zu bringen.
Zurück am Zelt kamen wir gerade rechtzeitig, um das Ausladen der beiden Paletten in Angriff nehmen zu können. Wir haben unzählige Kisten mit Spielen, mit Puzzel-Spielen (am Sonntag findet noch ein großer Puzzel-Städtewettberwerb statt), mit Preisen, mit Werbebannern usw. ausgeladen und im Zelt gestapelt. Glücklicherweise hatte uns das Organisationsbüro drei überaus liebe Kollegen des Bauhofes der Stadt dagelassen, die uns über weite Teile der Vorbereitung geholfen haben. Anders hätten wir diese logistische Herausforderung in der uns zur Verfügung stehenden Zeit kaum bewältigt. Es wurden noch ein paar Tische hin und her geschleppt und als erstes waren die Werbebanner aufzuhängen. Das sah dann so aus:
Eine halbe Stunde später: Werbebanner hängen, nun weiter. Jetzt ging es an das Auspacken der 250 "Mensch ärgere dich nicht"-Spiele. Es entstanden mehrere riesige Stapel. Einen kleinen Teil davon sieht man hier:
Von jedem einzelnen Spiel war die Folie zu entfernen. Unglaublich, wie lange das bei 250 Spielen dauert...
Jeweils zwei Spiele nebst Werbeaufsteller mussten zu den Tischen gebracht werden, wo bereits zwei Kollegen vom Bauhof die Spiele aufbauten (deshalb "Bauhof", hihi). Im Bild sieht man, dass wir es fast geschafft haben. Nur noch eine kleine Ecke...
Puh, endlich fertig!
Zumindest mit diesem Teil. Unsere Helfer zogen weiter zum nächsten Auftrag an anderer Stelle der Stadt und ich war mit Udo wieder allein. Nun musste noch der "Carcassonne on Tour"-Stand mit allen Zubehör, wie Werbeaufstellern, Spieleablage und exta Tischen aufgebaut werden. Wir haben auch die 10 Spielepakete, die unter allen Teilnehmern ausgelost werden, bereits zusammengestellt und in die dafür vorgesehenen Taschen verpackt, den Puzzle-Wettbewerb etwas vorbereitet und alles nicht benötigte Zeugs wieder in den "Carcassonne on Tour"-Transporter verfrachtet.
Meine Hände an den gestreckten Armen baumelten inzwischen unterhalb der Knie

Irgenwann war auch das geschafft. Die Spiele lagen bereit (unter den vielen Spielen befand sich auch genau 1 [in Worten: ein] Carcassonne-Grundspiel, der neuen Edition natürlich.

So, wir waren endlich fertig. Die ganze Zeit über hatten uns immer wieder Leute besucht, die sich die Sache mit dem Weltrekordversuch persönlich anschauen oder die sich für das Spiel am Sonnabend noch anmelden wollten.
Gegen 15 Uhr kam Willi von "Carcassonne on Tour" noch vorbei (Ihr kennt ihn alle vom Bild von der Nordsee), der ein paar Kisten mit Spielen für eine andere Veranstaltung abholte, die woanders stattfand.
Ach ja, Carcassone habe ich mit Udo danach auch noch gespielt. Zwei Partien mit der neuen Edition, sozusagen eine Premiere für mich. Wie es ausging möchte ich hier nicht verraten, sonst ärgert sich Udo noch mehr. ;)
Das war also der erste Teil meines Berichtes. Ich bin gespannt, wie am Samstag Nachmittag der Weltrekordversuch abläuft, aber das gibt es dann im zweiten Teil zu erfahren.