Heute nun die versprochene kleine Rezension zu "Nebel über Carcassonne".
Das Titelbild der Spieleschachtel ist ja weiter oben schon zu bewundern. Es ist recht stimmungsvoll und macht neugierig auf das Spiel. HiG hatte im Rahmen seiner 3. Carcassonne-Edition auch das Cover des Grundspiels mit einer neuen Graphik versehen. Der alte Carcassonne-Standard wurde komplett über Bord geworfen, beide Titelgraphiken sind sehr schön anzusehen.
Nach Öffnen der Schachtel fiel mir auf, dass es diesmal keinerlei Plastik in der Schachtel gab. Die Stanztableaus wurden durch Papierstreifen zusammengehalten und die Spielfiguren befanden sich in einem Papiertütchen. Zip-Tüte ade!
Hoffentlich bleibt das kein Einzelfall und entwickelt sich zu einem Standard nicht nur bei HiG, sondern setzt auch Maßstäbe für alle Verlage. Die Umwelt wird es danken.
Die Spielfiguren besitzen die gewohnte Qualität. Alles aus Holz, wie es sein soll.
Sie heißen hier "Wächtermeeple" und repräsentieren komplett neue Figuren in den schon bekannten sechs Grundfarben. Was natürlich bedeutet, dass auch irgendwann die anderen Farben bedacht werden sollten.
Gespannt war ich auf das Aussehen der Geister. Diese sind etwas kleiner und besitzen nur die halbe Dicke der Spielfiguren, was aus Platzgründen sehr sinnvoll ist, da ja bis zu 3 auf einem Landschaftsplättchen stehen können. Die hellblaue Farbe passt sehr gut dazu, finde ich, deutlich besser als weiß oder grau, was einem auch noch in den Sinn kommen könnte. Und was die Form angeht, irgendwie sind sie bei aller Schlichtheit (oder gerade deswegen) eigentlich sehr niedlich.
In der Schachtel befinden sich zwei Regelwerke, das Regelheft für das kooperative Spiel und ein Faltblatt für das Spiel als Erweiterung. Die Gestaltung entspricht der Gestaltung der bisherigen Carcassonne-Regeln zur 3. Edition.
Des Weiteren finden wir in der Schachtel ein Stanztableau mit dem neuen großen Startplättchen, zwei Hundeplättchen, einem Zielplättchen und die Levelübersicht, welche die Schwierigkeitsstufen abbildet.
Die 60(!) Landschaftsplättchen befinden sich auf vier weiteren Stanztableaus. Die Zähltafel besitzt ein sehr geisterhaftes Layout passend zum Spiel.
Vielleicht noch ein Wort zu den Landschaftsplättchen. Wie schon in der Jubiläumsausgabe (und möglicherweise auch im neuen Grundspiel, was mir noch nicht über den Weg gelaufen ist, wie auch die aktuelle Bigbox) wurden insbesondere die Stadtteile gründlich überarbeitet. In den Städten finden wir nun neue Gebäude, Plätze, andere zusätzliche Dächerfarben und gelegentlich Grün. Auch die Stadtmauern bekamen neue Elemente dazu. Das alles verbessert das Aussehen der Landschaftsplättchen deutlich. Zu ein paar Details, die sich im Rahmen unserer Testspiele ergeben haben, gehe ich weiter unten noch ein.
Summa summarum kann ich konstatieren, dass hier Marcel Gröber einen ausgezeichneten Job gemacht hat, alles ist sehr stimmungsvoll geworden.
Was nun die umstrittene Tatsache der abgeschnittenen Häuser am Plättchenrand angeht, hatte ich auch erst meine Bedenken, aber das Ergebnis ist ja ein deutlich homogenerer Anblick der Städte in der Auslage, da die ganzen Streifen, die bisher immer in den Städten zu sehen waren, wegfallen. Und das tut dem Anblick der Auslage durchaus gut. Das nur mal am Rande bemerkt.
Soweit zum Spielmaterial. Und was ist nun mit dem Spiel, den Regeln?
Wer sich überraschen lassen möchte, sollte hier aufhören zu lesen, denn das Folgende könnte man als Spoiler betrachten. Auch ist das meine Sicht auf das Spiel, andere empfinden vielleicht nicht so.
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Wie schon oft gehört, ist "Nebel über Carcassonne" ein kooperatives Spiel, in diesem alle Spieler nicht gegeneinander spielen, sondern versuchen, gemeinsam ein Spielziel zu erreichen. Und hier geht es nicht um das gemütliche Bauen einer schönen Landschaft, sondern um das Spielen gegen das Spiel, was immer mit neuem Ärger aufwartet, um die Spieler zu frustrieren.
Ja, vor allem in den höheren Schwierigkeitsstufen ist der Frust ein immerwährender Begleiter. Und das ist wirklich Autor und Entwicklern sehr gut gelungen.
Das Konzept, dem Spieler immer wieder neue Hindernisse in den Weg zu räumen, ihn vom Sieg abzuhalten, ist ja bestens aus Computerspielen bekannt. Man kennt es aus dem klassischen "Rogue", was in den Achtziger Jahren auch für den PC umgesetzt wurde und einer ganzen Generation von Computerspielen einen Namen gab: "rogue-like". Geniale aktuellere Vertreter sind beispielsweise "FTL" und "Darkest Dungeon".
Und nun haben wir ein analoges Konzept auch bei "Carcassonne". Allerdings muss man sagen, dass es der Verlag den Spielern glücklicherweise leicht macht, sich in der Welt des Frustes zurechtzufinden. In den ersten Schwierigkeitsstufen hält sich der Frust sehr in Grenzen und es obliegt den Spielern, sich Stück für Stück in die höheren Schwierigkeitsstufen vorzutasten. Dort müssen die verschiedenen Teilziele miteinander gut in Einklang gebracht werden, da mehrere Möglichkeiten existieren, wie man verliert. Und dieses ausgewogene Spiel, die Disziplin der Spieler, ist die Voraussetzung dafür, dass man auch die höheren Schwierigkeitsgrade meistert.
Und das führt natürlich auch dazu, dass das Spiel einen unglaublich hohen Wiederspielwert besitzt.
Klaus-Jürgen und dem Verlag seien für dieses Kleinod gedankt. Große Kaufempfehlung meinerseits.
Einen Tipp kann ich hier schon mal geben: Bitte fügt dem Spiel mit der kooperativen Variante keinerlei Erweiterungen hinzu. Keine einzige! Wirklich nicht. Ihr würdet Euch damit unweigerlich die Spielbalance kaputt machen. Spielt das kooperative Spiel immer so, wie es in den Regeln steht: mit den 60 vorgesehenen Plättchen, mit den vorgesehen Spielfiguren, mit den dafür vorgesehenen Regeln.
Es gibt ja auch noch das Spiel als Erweiterung, da könnt Ihr dann, was Erweiterungen und Regeln angeht, Euren Wünschen freien Lauf lassen.
Und nun muss ich Euch leider wieder vertrösten. Eigentlich sollte hier der Teil zu den Spieletests stehen, aber ich bekomme zum Tee gleich völlig unerwarteten Besuch und kann nicht weiterschreiben. Ich weiß nicht, ob es heute am spätend Abend noch was wird, wenn nicht, hoffe ich auf morgen.